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Käse und Musik

Mein Käsehändler hat - endlich - mal wieder eingeladen: Liederabend im Scharlatan Theater (Hamburg-Hammerbrook). Bislang stand der Käse mehr im Vordergrund bzw. handelte es sich um spezielle Käseverkostungen. Diesmal war es eher ein musikalische Programm mit anschließender Käseprobe. Das hatte ich leider nicht vorher realisiert, so dass ich mit knurrenden Magen vor der Bühne saß.

Das Duo, bestehend aus Sängerin und Pianisten, war wahrscheinlich ziemlich gut. Allerdings ist war das nicht so ganz meine Musik, deshalb halte ich mich ein bisschen zurück. Songs wie "Geh'ma Tauben vergiften im Park" finde ich allerdings eher abgedroschen. Und eine "Schippe Dreck" hätte dem Klavier ganz gut getan, das klang mir doch zu perfekt/steril.

Die Käseprobe war eher was für AnfängerInnen. Das spricht nicht gegen die 6 vorzüglichen Käse - 4 davon regionaler Herkunft - aber von der nächsten "richtigen" Verkostung, bei der es sicher wieder einen Themenschwerpunkt gibt, verspreche ich mir mehr.

Leuchtendes Personenwirrwarr

Vom Grabbeltisch habe ich mir "Wie es leuchtet" von Thomas Brussig gegönnt. Am Anfang ist mir die Unzahl von ProtagonistInnen und Handlungssträngen ein wenig auf den Keks gegangen, aber nach einer Weile gewöhnt man sich daran. Brussig beschreibt auf ca. 600 Seiten Geschehnisse - weniger DIE Geschehnisse - in der DDR 1989/1990. Wenn es überhaupt so etwas wie eine Hauptperson gibt, dann ist es eine Physiotherapeutin, die eher zufällig das Lied zum Umsturz schreibt und singt, die Wende in Karl-Marx-Stadt miterlebt und am Ende doch eher frustriert über die Art und Weise der Wiedervereinigung ist, obwohl sie eigentlich keinen allzu schlechten Schnitt macht. Zumindest nach westlichen Kriterien, diese aber nicht versteht bzw. verstehen will. Ein spießiger Bürgerrechtler, ein staatstragenden Staatsanwalt, der Direktor des Palasthotels enthüllen dem Leser ihre persönliche Sicht auf die Zeitläufe, entblößen dabei seltsame Schwächen und individuelle Überlebensstrategien. Aus dem Westen mischen ein Hochstapler und der Starredakteur eines Hamburger Nachrichtenmagazins mit. Alles in allem ist der Roman recht unterhaltsam, aber wie schon in "Helden wie wir" und "Sonnenallee" zerfasert der Roman dann doch zu sehr in den individuellen Geschichtchen und kommt nicht bzw. auf keinen Punkt.

Mutter live

Mutter war in der Weltbühne. Einfach großartig. Die Musik nimmt einen einfach mit und fragt nicht weiter. Für Kommunikation mit seiner Umwelt ist man allerdings verloren. Irgendwie wie kiffen. Aber viel lauter. Und wie man hier sieht, schont sich die Band nicht.

Zu alt oder nicht dumm genug?

Ich habe den Versuch gemacht, Banana Yoshimoto zu lesen. Der Roman Amrita geriet mir in der englischen Übersetzung in die Finger und weil ich schon viel und überwiegend Gutes über die japanische Autorin gehört hatte, war ich recht neugierig. Nach einem Drittel des Buches habe ich aufgegeben. Um die Autorin selbst zu zitieren (im Nachwort): "The Theme of this book is simple." Ich möchte hinzufügen: nicht nur das Thema, das ganze Buch ist simpel. Um nicht zusagen einfältig. Entweder bin ich zu alt, um mit dem banalen Alltag der Protagonistin und ihren Philosophien etwas anfangen zu können, oder aber dieses Buch ist einfach erschreckend banal und so belanglos, dass es nur dem eher naiven Gemüt gelingt, hierin etwas zu entdecken, dass den Zeitaufwand des Lesens rechtfertigt. Selbst, wenn man sonst nix zu tun hat.

Lücken schließen: John Updike

Einer der amerikanischen Autoren, die mir bislang entgangen waren, fand sich als Mängelexemplar nun auf meinem Nachttisch wieder: John Updike, Gott und die Wilmots. Ein über 700 Seiten dicker Roman, der der Familie Wilmot über mehrere Generationen (und 80 Jahre) folgt. Updikes Augenmerk liegt dabei auf den religiösen Irrungen und Wirrungen der einzelnen Familienmitglieder. Es beginnt mir Clarence Wilmot, der als Prediger seinen Glauben und - mangels Befähigung zum Heucheln - seinen Job verliert, und endet mit dessen Urenkel Clark der als Mitglied einer adventistisch-fundamentalen Kommune im Feuergefecht mit der Bundespolizei umkommt. Ein weiterer roter Faden ist die Filmgeschichte, findet Clarence doch Trost im Kino und seine Enkelin Essie wird Filmstar (konsequent und hart auf dem Weg nach oben, tragisch als Mutter und alternde Diva). Updike stattet seine Charaktere alle mit reichlich Unzulänglichkeiten aus und beschreibt sie und ihre Überlebensstrategien in lange, schönen Sätzen. Dabei bleiben die Wilmots jedeR für sich immer auch irgendwie liebenswert.

Hat jemand einen Tipp, was aus Updike reichlichem Werk noch zu lesen ist?