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Der Krieg gegen unsere Computer

Wenn selbst Cory Doctorow sagt, Kreativität und Copyright beginnen zu langweilen, sollte man wohl hinhören. Auf dem 28C3 hat er einen sehr, sehr spannenden Vortrag über den kommenden Krieg gegen universell einsetzbare Computer gehalten, der eigentlich zum Pflichtprogramm für jeden werden müsste, der sich zukünftig zum Thema Internet, Computer usw. äußert. Insbesondere dann, wenn es sich um Politiker handelt, muss vielleicht hinzugefügt werden: Der Vortrag muss nicht nur gehört, sondern auch verstanden werden. Cory Doctorow ist im übrigen ein sehr unterhaltsamer Referent, wer aber lieber liest, findet das englische Transkript hier. Und Probleme mit dem Englischen sind auch keine Entschuldigung, denn es gibt bereits eine deutsche Übersetzung.

(Dank der vorbildlichen Medienarbeit gibt es natürlich auch noch jede Menge andere interessante Vorträge, nicht nur für Nerds, bei YouTube und Stück für Stück auch über die offizielle Dokumentation.)

Wieder was gelernt: Brotzen

Selten sind neue Wortschöpfungen wirklich lautmalerisch, schön oder nützlich, aber der Gartenzwerg punktet mit „Brotzen“ eigentlich in allen drei Kategorien:
Brotzen "beschreibt die Unsicherheit, die man fühlt ,wenn man auf besonders dummerhaftige Ideen anderer Leute trifft und nicht weiß, ob man vor Wut Brüllen oder Kotzen soll und dann mit Schreien anfängt, bis der Mageninhalt tatsächlich hochkommt."


Und: Wenn es doch mal keinen Grund gibt, im Bett zu bleiben, macht es bestimmt Sinn, sich erstmal auf die Couch zu legen.

Liebe Wikipedia, vielleicht wird es Zeit?

Vorweg: Ich finde Wikis gut. Ich habe selber Wikis aufgesetzt. Ich habe Useraccounts bei Wikis, zu denen ich beitrage. Nutze ich Informationen aus Wikis ohne Account und mir fällt ein Formatierungsfehler oder Typo auf, korrigiere ich das, wenn das ohne Anmeldung möglich ist. Eine Ausnahme ist dabei seit langem die deutsche Wikipedia. Warum? Weil der Umgang der, ich sage mal: Aktivisten mit Gelegenheitseditoren oder Anfängern schlicht zum Kotzen ist. Mittels alberner Relevanzkriterien und Adminrechten wird sich da eine Welt zurecht gezimmert, die unnötig eingegrenzt ist. Oder wie es Fefe formuliert (Tschunk gerne durch etwas beliebes anderes ersetzen):

Mein Anspruch an die Wikipedia ist, dass ich, wenn mir jemand von Tschunk erzählt, bei der Wikipedia nachschlagen kann, was das eigentlich ist.


Nach dem jetzt die Diskussion über den Relevanzmummenschanz bei der Wikipedia einmal durch die Blogs (m. E. lesenswert: Isotopp und Aggregat7) in die Mainstreammedien und zurück ist, kommt natürlich der Vorwurf, man solle doch mal was Konstruktives vorschlagen. Na, gut:

Liebe Wikiblockwarte, nehmt die Wikipedia und druckt sie euch aus. (Nach Löschen des Irrelevanten natürlich.)

Dann macht den Laden zu oder übergebt ihn denen, die das hier gelesen, verstanden und für gut befunden haben.

Es geht nicht weg: Das Problem nicht, wir nicht.

Es ist noch lange nicht vorbei titelt Isotopp und Recht hat er. Gut, die Einführung von Zensur in Deutschland unter dem Deckmäntelchen des Kinderschutzes ist gestern beschlossen worden, etwas anderes war ja auch nicht zu erwarten. Aber was passiert jetzt? Alle gehen wieder zurück nach Hause auf ihre Homepage und schreiben über ihre Katze? Ich denke nein. Mich erinnert das an Folgendes: Ich habe vor über zehn Jahren eine Antiatomdemo mitorganisiert, wo entgegen unserer Erwartung sehr viele Leute kamen, u. a. ein entfernter Bekannter von mir, den ich nie dort erwartet hätte. Seine Begründung: "Es ist die kalte Arroganz der Macht, die mich hier herbringt. Die völlige Ignoranz von inhaltlichen Argumenten und das Diffamieren von großen, aktiven Teilen der Bevölkerung sind unerträglich geworden." Der Protest geht so nicht weg.

Kinderpornographie, wird nun also versteckt, statt wirkungsvoll bekämpft. Das Problem geht so nicht weg.

Dafür kommt ein Gesetz, dass die Grundlage für eine Zensurinfrastruktur schafft, die zu dem noch nicht (oder kaum) kontrollierbar ist. Nur zur Erinnerung (man beachte das kleine Sätzchen am Ende):

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 5
[Meinungs-, Informations-, Pressefreiheit; Kunst und Wissenschaft]
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.


Da wird sich das Bundesverfassungsgericht wohl mit beschäftigen müssen. Das geht nämlich auch nicht weg.

Tja, bald sind Wahlen, da könnte einiges von dem Scheißdreck verschwinden, aber ich fürchte, das wird wieder nix. Die alten Männer mit Kugelschreiber gehen auch nicht weg.

Wie blöd kann man sein?

Kleiner Hinweis an Herrn Mehdorn: Auch wenn sie jetzt ganz fest den Kopp zu machen - das geht nicht mehr weg.

Da rasterfahndet die Bahn 173000 Mitarbeiter, wird erwischt und statt dann Schadensbegrenzung zu betreiben, mahnt man lieber das Blog Netzpolitik ab, weil dort ein an die Presse gelangtes internes Memo über die Vorfälle veröffentlicht wurde. Denken solche Anwälte überhaupt nach? Noch besser und schneller kann man so eine Information wohl kaum an eine breite Öffentlichkeit bringen, als ein - übrigens völlig zurecht - bekanntes und wohl vernetztes Blog abzumahnen. Um 15:00 Uhr hat Netzpolitik die Abmahnung veröffentlicht, jetzt knapp neun Stunden später, ist mein kleiner Trackback nur noch einer ganz weit hinten in der Reihe. Bereits kurz nach Veröffentlichung waren die Mainstreammedien dran, Politik, es stand im Heiseticker usw. Und das Dokument, dass die Bahn gelöscht haben wollte, ist weit gestreut verfügbar (z. b. bei Wikileaks) und sicher von mehr Leuten gelesen worden, als sich das jemand hätte vorstellen können. Um 20:00 Uhr hat Netzpolitik eine Zusammfassung der ersten Reaktionen gepostet, da gibt es alle Links, Hinweise und die Nachricht, dass die Sache anwaltlich in guten Händen ist und das Netzpolitik das Dokument nicht entfernt. Das ist fein, weil dann nämlich nicht nur das PR-Desaster für die Bahn bleibt, sondern auch die rechtliche Seite geklärt wird, denn der Auffassung der Bahn ist keineswegs so einfach zu folgen. Macht euch also schon auf teurere Bahnkarten gefasst.

Respekt und solidarische Grüße nach Berlin!