Leuchtendes Personenwirrwarr
Vom Grabbeltisch habe ich mir "Wie es leuchtet" von Thomas Brussig gegönnt. Am Anfang ist mir die Unzahl von ProtagonistInnen und Handlungssträngen ein wenig auf den Keks gegangen, aber nach einer Weile gewöhnt man sich daran. Brussig beschreibt auf ca. 600 Seiten Geschehnisse - weniger DIE Geschehnisse - in der DDR 1989/1990. Wenn es überhaupt so etwas wie eine Hauptperson gibt, dann ist es eine Physiotherapeutin, die eher zufällig das Lied zum Umsturz schreibt und singt, die Wende in Karl-Marx-Stadt miterlebt und am Ende doch eher frustriert über die Art und Weise der Wiedervereinigung ist, obwohl sie eigentlich keinen allzu schlechten Schnitt macht. Zumindest nach westlichen Kriterien, diese aber nicht versteht bzw. verstehen will. Ein spießiger Bürgerrechtler, ein staatstragenden Staatsanwalt, der Direktor des Palasthotels enthüllen dem Leser ihre persönliche Sicht auf die Zeitläufe, entblößen dabei seltsame Schwächen und individuelle Überlebensstrategien. Aus dem Westen mischen ein Hochstapler und der Starredakteur eines Hamburger Nachrichtenmagazins mit. Alles in allem ist der Roman recht unterhaltsam, aber wie schon in "Helden wie wir" und "Sonnenallee" zerfasert der Roman dann doch zu sehr in den individuellen Geschichtchen und kommt nicht bzw. auf keinen Punkt.
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