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Leatherface: The Stormy Petrel

Leider habe ich im April das Leatherface-Konzert im Hafenklang verpasst, aber hatte seitdem im Hinterkopf, dass es nach 6 Jahren mal wieder einen neue Scheibe gibt. Das war dann die erste, die ich vorgestern gekauft habe. Braucht man eine neue Leatherface-CD? Überhaupt "neu"? Keine Ahnung, ich weiß nur:

  • Auf vielen, vielen Leatherfacekonzerten - vermutlich erstmalig 1990 oder 1991 in der Fabrik - hatte ich Spaß.

  • "Hans Harz für Punkrocker" - ein bisschen despektierlich, aber hinter der rauhe Stimme und dem Gebrate der Gitarren liegt doch die ein oder andere Popperle verborgen ...*)

  • Leatherface "Mush" ist seit Erscheinen 1991 auf meiner Top 10-Liste. (Und über den Verlust meiner Mush-CD im Leihwagen habe ich bittere Tränen vergossen.)


Der Sound der neuen Platte klingt anders. Die manchmal nervtötende Snare aller alten Leatherfaceproduktionen (oder der von Frankie Stubbs produzierten Dackelblutalben) ist nicht mehr so im Vordergrund, insgesamt klingt das soundtechnisch ein bisschen sauberer und "moderner". Aber keine Angst: Es ist zweifelsfrei Leatherface, die markante Reibeisenstimme, die typischen Gitarrenwände - eine der wenigen Bands, die zwei Gitarristen rechtfertigen! -, das schmissig rumpelnde Schlagzeug, der immer präsente aber nie dominierende Bass ... alles wie gehabt. Die Texte transportieren eine Weltsicht, die man vielleicht auf "alles Mist, alles verlogen, ich habe mein Teil dazu beigetragen, aber ich bin immer noch am Leben. Fuck you." Eher melancholisch, als depressiv. Und macht trotzdem gute Laune. Ja, ich mag's.

*) Hier sagt es jemand freundlicher:
That voice is still a fucking treasure – Tom Waits meets Lemmy in a dinghy on the Tyne – but I amuse myself thinking about the kind of pop that it smuggles past even hardened punx. You can, without trying too hard, dig up a blatant thread of The Police in their sound. (Gavin Leech, Music Vice)

Zurück in die Vergangenheit: Kann gut sein, muss aber nicht.

Ich habe heute zwei Dinge zum ersten Mal seit gefühlten Ewigkeiten getan. Beides tue ich gewöhnlich aufgrund schlechter Erfahrungen nicht mehr, das Internet (und damit meine ich nicht Amazon!) ist nicht nur bequemer, sondern einfacher, besser, netter und oft sogar schneller.


  1. Aufsuchen eines Musikhändlers
    Vor Jahren habe ich eine Gitarre geschenkt bekommen, die aufgrund der löttechnischen Behandlung eines echten Spezialisten unbrauchbar war. Schon immer schade, nun aber behauptet der Beatnomade "mit einer Flasche Wein" wäre das einfach neuzulöten. Das Unangenehme: Ich muss die Ersatzteile beim Fachhändler besorgen. Also habe ich einen aufgesucht. Ok, es hätte schlimmer sein können, aber es gibt keinen Grund den guten, alten Tocotronic-Schlager "Gitarrenhändler, ihr seid Schweine" nicht wieder vorzukramen und voller Inbrunst mitzusingen.

  2. Aufsuchen nicht nur eines sondern sogar zweier Plattenläden
    Das Internet hat mir was von einer neuen Platte erzählt, die mich brennend interessiert. Im ersten Laden gab es die zwar nicht, ja, der verantwortliche Mensch konnte damit nicht mal was anfangen, aber das auf sehr nette Art und Weise. Außerdem fand er die Platte gut, die ich stattdessen gekauft habe, und hat wie ich das Konzert leider verpasst. Solcherart positiv gestimmt bin ich in ein weiteres Fachgeschäft dieser Art gegangen, wo mir abermals eine überaus nette Person hinter dem Thresen begegnet ist. Diese kannte die gewünschte Platte nicht nur, sondern hat sie empfohlen. Als Bonus 1 war dann schon Pfingsten. Als Bonus 2 gab es einen guten Konzerthinweis. Ich will gar nicht glauben, dass ich heute DREI CDs gekauft habe (Details vielleicht später hier.)

Ausgewählte und kommentierte Auszüge aus dem Sonnabendprogramm

Sonnabend ausgehen? Klingt gut, oder? Aber nach einem kurzen Fleddern des Angebotes, komme ich zu folgendem Resultat:
  • Fahrt nach KIEL zur Tierbefreienungs-Norddemo ("Aktionstag für die Befreiung der Tiere ... weil Tierausbeutung allgegenwärtig ist") - Wenn ich da mitfahre, werde ich wieder anfangen, Fleisch zu essen. Ausschließlich und am liebsten blutig.

  • HGichT im Goldenen Salon vom Hafenklang. Ich fürchte allerdings, dass ich die dafür notwendigen Drogen weder der Art noch der Menge nach konsumieren kann und möchte.

  • "5 Jahre Komet in der Erichstasse". Live: "DM Bob" (Garage-Altmeister aus HH). DJs: VJ Wasted, DJ Wuchtbrumme (Fidel Bastro), "the one & only" Baster (Baster's Beatbox). Dazu Tombola und Super Trink Spar Menüs. Logischerweise im Komet. Klingt für mich irgendwie nach Alkoholvergiftung ...

  • Konzert im Centro Sociale: "Le Roi et Moi" (Lo-Fi/Electrofolk aus HH). Davor/Danach DJs: Café Bukarest, Prosecco Nation - Die Band natürlich ohne eigene Seite, die MyShit-Absonderung macht blind und kann akustisch wenig überzeugen.

  • Konzert im Linken Laden: "Shellycoat" (Punkrock aus HH) + "All Aboard" (Punkrock aus Mönchengladbach) + "Commercial Suicide" (HC aus Braunschweig) - Die erzkonservative Variante, keine Überraschungen, die hätten alle schon weit vor 1990 langweilig geklungen. Und wie Punk ist eigentlich MyShit? Glaubt man den Konzertanten des Abends ungefähr so Punk wie Facebook. Immerhin hat Commercial Suicide eine eigene, wenn auch armselig bestückte Domain, die Sachen liegen dann aber hier, wo ein Eisernes Kreuz als Favicon benutzt wird, für größere kapitalistische Organisationen Werbung gemacht wird, auf nackige Tätowierte bei suicidegirls-com verlinkt wird und so ... voll Punk halt.

  • Fussballverherrlichung in Wilhelmsburg - Wenn man was Positives sagen will: Das ist immerhin weit weg.

  • Elektro mit mehr als 8bit find ich immer unlecker, weil ich zu alt bin. Das ist bedauerlich aber nicht zu ändern.

  • 8bit von Sputnik Booster, was aber ratzefatze langweilig wird - Drums & Violin von "Schlakra" aus St. Gallen/Schweiz, was aber in der Theorie besser klingt als in der Praxis. Wo? Na, auf Vollpunkmyspacefreiewagenplätzeanarchieundso, Baby. DIY rulez. - "Mule Spareparts" sind so langweilig, dass eine Myshit-Seite vollkommen angemessen ist. - Das Ganze in der Fährstr. 105, also eine weite Anreise ins südliche Ausland und die Fahrt ist dabei wahrscheinlich noch das Unterhaltsamste.

Wenn jetzt jemand glaubt, das sei deprimierend, dann guckt mal ins Kinoprogramm ... Soll ich noch Theater, Oper und so'n Zeug abgrasen? Kneipe? Oder vielleicht einfach zuhause bleiben?

Schicke Scheibe

Nicht nur konnte ich dem Herrn Adrett mit Begleitung lauschen und mit seiner Gattin plauschen, nein, als Vorgeschmack auf das neue Album gab's auch noch diese schicke Scheibe:
Schicke Scheibe: 5 Lieder mit Krawatte von Fred Adrett
Schicke Scheibe!

Neidisch? Am 23. Apr 2010 in der Bar 227, Hamburg, gibt's vielleicht noch eine zu ergattern ... nix wie hin.

Nicht jede Vergangenheit war eine bessere Zeit

Gepflegter Alte Herren Abend im Übel & Gefährlich
Gepflegter Alte Herren Abend im Übel & Gefährlich

Wie immer: Vorgruppe Scheiße, ausgefallener Soundcheck, Gitarre ständig daneben, miese Ansagen - aber ich mag die Musik, der sehr bassige Sound kam mir auch entgegen. Und irgendwie klingt Fehlfarben immer noch moderner und frischer als viele andere. Nur "Ein Jahr" müssen sie nun wirklich nicht spielen.