Das
B-Movie und das
3001 erklären den Januar 2007 zum Jubiläumsmonat für 129754 Jahre Punk und zeigen einen Haufen irgendwie in diesen Kontext bringbare Filme. Teilweise werden Gäste erwartet oder spielen Bands zur Unterhaltung auf. Das genaue Programm findet sich auf den Seiten der Kinos, es liegt auch ein Flyer an den einschlägigen Stellen Hamburgs aus.
Was ich mir auf die Liste gesetzt habe:
- Lange Nacht der Hafenstraße
- American Hardcore
(läuft auch am 25.01. im wundervollen Lichtmess, aber an diesem Termin werde ich auf dem Hamburger Couchsurfertreffen sein.)
Empfohlen sei:
- Punk in London
Habe ich schon mal im B-Movie gesehen, wirklich einmalige Aufnahmen/Interviews aus London bevor alles nur Kommerz war.
Gewarnt sei vor:
- Hard Core Logo
Unerträgliche Fakedoku. Hält keiner aus, hat auch mit Punk wohl eher nix zu tun.
Im
Polittbüro wird einem alten Helden gehuldigt: Boris Vian. Ein Haufen zumeist recht spannender AktivistInnen nimmt sich im Rahmen der Vers- und Kaderschmiede den Großmeister der absurden Rebellion vor. Klingt spannend.
Gestern Abend auf dem nicht mehr ganz so neugestalteten Grauen ein freudscher Versprecher: "Spießrutenplatz" (für Ortsunkundige: offiziell heißt das Spielbudenplatz) - angemessener Ausdruck, bevor nicht die
hier bei Mek Wito geforderten Rehumanisierungsmaßnahmen für den Hamburger Kiez umgesetzt sind. Berlin könnte einen solchen Platz sicher auch gebrauchen, aber mit einer
Dan-Brown-Straße wäre es dort vielleicht auch getan.
Der Grund für meine Anwesenheit dort: das Festival
Stromundgitarre im
Molotov, bei dem wir dank Nilz, in seinem unermüdlichen Einsatz für den
Weltfrieden auf der Gästeliste standen.
- Kajak (Hamburg)
Die Liebste und ich beim das Glas-halbvoll-halbleer-Spiel: Ich sage: "Gut, dass wir die erste Hälfte verpasst haben." "Nein," sagt sie, "schade, dass wir die zweite Hälfte nicht auch verpasst haben." Kajak ist Musik für Leute, denen Kettcar zu hart und politisch ist. (Für die Kettcarunkundigen: Kettcar ist unpolitischer Kuschelrock, der sich von Hamburg aus aufgemacht hat, Peter Maffay zu beerben.)
- Tent (Marburg)
Das ging ganz nett zur Sache. Konnte man sich wirklich anhören, wird aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
- Loveninjas (Stockholm)
"Die schwedischen Indiepop Lieblinge aus Stockholm" waren wohl für die meisten ZuschauerInnen das Zugpferd des Abends. Seelen- und belanglos.
- Katze (Berlin)
Definitiv die sympathischste Band des Abends. Gewöhnungsbedürftig, aber nett. Sonst bin ich ja schnell mit einem Urteil dabei, aber hier möchte ich nochmal genauer hinhören. Das kracht und schrammelt, schmeichelt und ist manchmal unverhofft zuende. Einzelne Sätze wie "Bei mir wird alles schmutzig und dann geht es kaputt" schrauben sich in die Gehörgänge und ziehen dort ihre Kreise. Besonders schön: "Wir machen Lärm und schreien dazu" - Jau! Keine Ahnung, warum der Laden immer leerer wurde.
Und dann standen wir im Sturm alleine auf dem Spießrutenplatz, die Jeans in Sekunden durchweicht, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Hamburg. Schnell ins Kuschelbett.
Im
Molotov findet die zweite Folge
Stromundgitarre statt, vier Bands die ich mir so vielleicht nicht gegeben hätte, aber wenn das mit
dieser Geschichte was wird, dann sieht das Programm so aus (alle Zitate von der Molotowseite):
- Katze (Berlin)
"Nürnbergs Pop-Aushängeschild" - Da es sich bei Klaus Cornfield um den ex-throw that beat-Sänger handeln soll, habe ich den sogar schon mal live gesehen. War aber Scheiße. Das bisschen, was ich von Katze weiß/gehört habe, macht aber zumindest neugierig.
- Loveninjas (Stockholm)
"Die schwedischen Indiepop Lieblinge aus Stockholm" - klingt irgendwie nicht vielversprechend, oder? Mit der Zusatzinformation "In Zivil sind die Jungs zudem die Begleitband von Labrador-Chef Johan Angergards Projekt The Legends" kann ich nichts anfangen.
- Tent (Marburg)
"DIE Indierock Neuentdeckung (welche just ihre Debüt EP bei Records&ME heraus gebracht haben)" - wer sich so anprangern lässt, sollte sich vielleicht ganz schnell wieder auflösen. Oder mal über Creative Commons nachdenken, dann braucht man sich nicht von der eigenen Plattenfirma beschimpfen lassen. Das man aus Marburg kommt, dafür kann man ja vielleicht nichts.
- Kajak (Hamburg)
Wollte ich immer schon mal sehen. Weniger aus Lokalpatriotismus, aber man muss ja mitreden können.
Wohl eher kein Punk. Aber ich will mich ja auch nicht als konservativ beschimpfen lassen. Warten wir es also ab.
Auf irgendwelchen virtuellen Abwegen bin ich
hier gelandet. Wenn ich den Weltfrieden auch entschieden ablehne, weil soviele Arschlöcher dafür sind, dass ich bestimmt nichts mit denen gemein haben will, so fühlte ich mich aufgrund des Artikels zumindest provoziert, auch für den Hamburger Auftritt mittels Kommentars Gästelistenplätze einzufordern. Und tatsächlich landete eine Mail von Nilz in der gegenglueck-Mailbox. Könnte klappen, alles weitere dann
hier.